Coenzym Q10

Synonyme: Ubichinon, Q10

Biochemie

Die biochemische Hauptfunktion von Coenzym Q10 besteht darin, dass es als Kofaktor an den Redox-Reaktionen der Elektronentransportkette beteiligt ist und somit eine Schlüsselrolle für die Zellatmung und die ATP-Synthese einnimmt.

Pharmakokinetik

Coenzym Q10 kann in vivo synthetisiert werden. In bestimmten Situationen übersteigt jedoch der Q10-Bedarf die körpereigene Synthesekapazität. Coenzym Q10 wird nach oraler Supplementierung gut resorbiert, wie der signifikante Anstieg des Q10-Serumspiegels nach der Einnahme beweist.(1) Es gibt verschiedene Anhaltspunkte dafür, dass die höchste Bioverfügbarkeit bei Verabreichung in öliger Suspension erzielt wird.(2)

Wirkungsmechanismen

 Aufgrund seiner Mitwirkung an der ATP-Synthese hat das Coenzym Q10 Einfluss auf die Funktion aller Körperzellen, weshalb ihm essentielle Bedeutung für die Integrität aller menschlichen Gewebe und Organe zukommt. Dies gilt insbesondere für die Zellen mit der stärksten Stoffwechselaktivität: Herz, Immunsystem, Zahnfleisch und Magenschleimhaut.

Klinische Indikationen

Immunfunktion

Durch die Wirkung von Coenzym Q10 auf das Immunsystem wird die Phagozytoseaktivität der Makrophagen verstärkt und die Granulozytenproliferation stimuliert.(3-5) Die antioxidative Wirkung von Coenzym Q10 trägt zur Prävention von AIDS-assoziierten Erkrankungen bei, die durch oxidativen Stress ausgelöst werden.(6) Bei AIDS-Patienten sind die Q10-Blutspiegel erniedrigt. Nach Gabe von Coenzym Q10 (200 mg/die) stieg der Quotient aus T-Helferzellen und T-Suppressorzellen an.(7)

Krebs

Coenzym Q10 wirkt bei Brustkrebs antimetastatisch und remissionsfördernd.(8,9) Hinsichtlich der Wirkungsmechanismen kommen in der Krebsbehandlung vor allem die immunstimulierenden und antioxidativen Eigenschaften von Coenzym Q10 zum Tragen.

Erkrankungen des Zahnhalteapparates

Gingiva-Biopsien ergaben subnormale Q10-Gewebespiegel bei Patienten mit Parodontalerkrankungen.(10-13) Eine Supplementationsbehandlung beschleunigt die Heilung nach parodontalchirurgischen Eingriffen.(14-16)

Magenulzera

Aufgrund seines antioxidativen Effekts schützt Coenzym Q10 die Magenschleimhaut.(17) Die Produktion von schützendem Schleim und die hohe Zellerneuerungsrate der Magenschleimhaut sind hochgradig energieabhängige Prozesse.

Adipositas

Bei Personen mit positiver Familienanamnese für Adipositas lassen sich neben einer 50-prozentigen Verminderung der nahrungsinduzierten Thermogenese häufig auch erniedrigte Q10-Spiegel feststellen.(18) Da Coenzym Q10 eine entscheidende Rolle für die Energieproduktion spielt, kann eine Supplementation von Nutzen sein. Körperliche Leistungsfähigkeit Eine Supplementierung mit Coenzym Q10 kann sowohl die aerobe Kapazität als auch die Muskelleistung steigern. Dies trifft insbesondere auf Personen mit bewegungsarmer Lebensweise zu.(19)

Muskeldystrophie

Bei Tieren und Menschen mit erblich bedingter Muskeldystrophie ist im Herzmuskel und in der Skelettmuskulatur ein Q10-Mangel nachweisbar.(20-22)

Allergie

Nach Antigen-Provokation hemmt Coenzym Q10 bei Tieren die Freisetzung von Histamin und SRS-A.(23)

Kardiovaskuläre Erkrankungen

Coenzym Q10 ist besonders indiziert für die Stärkung der Myokardfunktion, da es die Energieproduktion steigert, die Kontraktilität des Herzmuskels erhöht und eine starke antioxidative Wirkung aufweist. Die antioxidativen Eigenschaften von Coenzym Q10 beruhen vor allem auf einer Hemmung der LDL-Oxidation. Bei folgenden kardialen Problemen kann Coenzym Q10 von besonderem Nutzen sein:

  • Kardiomyopathie (24-26)
  • Stauungsinsuffizienz (27-29)
  • Angina pectoris (30)
  • Arrhythmien (31)
  • Prävention der toxischen Wirkungen von Adriamycin (32-35)
  • Schutz bei Herzoperationen (36)
  • Mitralklappenprolaps (37)
  • Hypertonie (33-40)

Männliche Infertilität

Die Gabe von Coenzym Q7 (einem Q10-Analogon) in einer Dosierung von 10 mg/die führte zu einem signifikanten Anstieg von Spermienzahl und -motilität.(42)

Diabetes mellitus

Die Elektronentransport- bzw. Atmungskette ist ein integraler Bestandteil des Kohlenhydratstoffwechsels. Coenzym Q7 in einer Tagesdosis von 120 mg für 2-18 Wochen senkte den Nüchternblutzucker bei 31 Prozent der Patienten um mindestens 30 Prozent.(42)

Dosierung

Für die meisten Indikationen beträgt die übliche Dosis 30-60 mg zweimal täglich. In einigen Studien zur Wirksamkeit von Coenzym Q10 bei Brustkrebs wurden 400 mg/die verabreicht.

Mangelursachen

Als Ursachen eines Q10-Mangels kommen in Frage: 1) verminderte Synthese infolge von Ernährungsdefiziten, 2) genetisch bedingte oder erworbene Synthese- bzw. Utilisationsstörungen, 3) erhöhter Gewebebedarf infolge von Krankheiten. Mit zunehmendem Alter nimmt der Q10-Spiegel ab.

Toxizität und Wechselwirkungen

Cholesterinsenkende Medikamente wie z.B. Lovastatin oder Pravastatin hemmen das Enzym 3-Hydroxy-3-methyl-glutaryl-CoA-Reduktase (HMG-CoA-Reduktase), das für die Synthese von Cholesterin, aber auch von Coenzym Q10 benötigt wird. Diese Medikamente können infolgedessen den Q10-Status beeinträchtigen. Die Betablocker Propranolol und Metaprolol hemmen Q10-abhängige Enzyme. Dasselbe konnte von Phenothiazinderivaten und trizyklischen Antidepressiva nachgewiesen werden.
Gelegentlich wurde über Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Hautausschläge unter einer Q10-Supplementation berichtet.

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