L–Glutamin

L-Glutamin ist eine bedingt essentielle, neutrale, genetisch codierte Aminosäure.

H2N-CO-(CH2)2-CH(NH2)-COOH

Verzehrvorschlag

Zahlreiche klinische Studien belegen, dass Glutamin selbst in hohen Dosen nebenwirkungsfrei und gut verträglich ist. Dies gilt auch in Zeiten physiologischer Belastung. Glutamin wird oral in Pulver- oder Kapselform verabreicht. Die erforderliche Dosis kann je nach klinischer Situation stark variieren. Zur Förderung der Wundheilung und zur Unterstützung der Darmfunktion werden in der Regel Dosen im Bereich von 2 g/die bis 4 g pro Tag in mehreren Teildosen verabreicht. Bei schwerstkranken Erwachsenen, Krebspatienten und HIV-infizierten Patienten sind weit höhere Tagesmengen indiziert (zwischen 10 g und 40 g pro Tag, aufgeteilt auf mehrere Teildosen). Bei diesen Patienten wird die Einnahme hoher Dosen durch die offene Pulverform erleichtert.

Eine Einnahme sollte über etwa 8 Wochen erfolgen, gefolgt von einer mehrwöchigen Pause, um eine toxische Belastung des Organismus mit Ammoniak zu vermeiden.

Glutamin ist in geringer Menge in Nahrungsmitteln enthalten, so z.B. in Schinken, Käse, Truthahn, Hühnerbrust, Vollmilch und Ei. Besonders große Mengen an Glutamin sind in Weizen, Kasein, Molkeprotein, Mais- und Soja enthalten.

Mangelerscheinungen sind geschwächter Immunstatus und verzögerte Wundheilung.

Vor Überdosierung ist zu warnen. Es kann zu Hautkribbeln oder zur Verschlimmerung von Epilepsie kommen.

Vorkommen

L-Glutamin ist die in der Blutbahn am stärksten vertretene Aminosäure. Da sie vom menschlichen Organismus leicht synthetisiert werden kann, wurde sie lange als nicht-essentielle Aminosäure eingestuft. Hohe Konzentrationen von L-Glutamin finden sich in der Skelettmuskulatur sowie im Lungen-, Leber-, Hirn- und Magengewebe. Die Skelettmuskulatur enthält die höchste intrazelluläre Glutaminkonzentration – bis zu 60 Prozent des körpereigenen Glutaminbestands befinden sich hier – und gilt als wichtigster Glutaminspeicher, von dem aus andere Gewebe mit Glutamin versorgt werden. Glutamin ist in der Muskelzelle am Eiweiß- und Zuckerstoffwechsel beteiligt. Es wird besonders von sich schnell teilenden Zellen (z.B. Immunsystem) verarbeitet.

Über 50% aller freien Aminosäuren bestehen aus Glutamin. Glutamin kann im Körper zu Glutaminsäure umgewandelt werden und umgekehrt. Der Körper kann Glutamin unter Aufnahme von Ammoniak aus Glutaminsäure bilden. Glutamin kann im Körper leicht zu Glutaminsäure und Ammoniak umgewandelt werden. Weiterhin wird durch die zusätzliche Gabe von Glutamin die Syntheserate des Organismus reduziert, so dass weniger Ammoniak verbraucht wird. Ammoniak (NH3) ist für den Körper toxisch und wird als Harnstoff entsorgt (siehe Arginin).

Die Funktionen im Körper

Beim Abbau von körpereigener Substanz (kataboler Stoffwechsellage) können die intrazellulären Glutaminkonzentrationen zudem um mehr als 50 Prozent sinken. Auch beim Abnehmen ist also eine Versorgung mit Glutamin erforderlich. In Zeiten starker metabolischer Belastung (Gewebeaufbau) wird Glutamin in die Blutbahn freigesetzt und auf diesem Wege zu den unterversorgten Geweben transportiert. Die intrazelluläre Glutaminkonzentration in der Skelettmuskulatur wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, z. B. durch Verletzungen, Sepsis, anhaltenden Stress, völlige Nahrungskarenz und Anwendung von Glukokortikoiden. Glutamin wird aus Glutaminsäure gebildet und im Gehirn zu Gamma-Aminobuttersäure (GABA) umgewandelt. Es steht für körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Als Bestandteil des körpereigenen Antioxidants Glutathion ist Glutamin am Zellschutz vor freien Radikalen beteiligt und trägt als Vorstufe zu GABA zur Beruhigung der Nerven bei. Glutamin kann in der Leber in Glukose umgewandelt werden und somit für einen ausgeglichenen Blutzuckerspiegel sorgen.

Glutamin (das Amid der Glutaminsäure) ist ein Nährstoff, der in jedem gesunden Körper reichlich vorhanden ist. (Es darf nicht mit Glutamat verwechselt werden, das bei empfindlichen Personen das sogenannte "China-Restaurant-Syndrom", nämlich plötzliche Hitzewallungen, Kopfschmerzen, Hautbrennen und Engegefühl, hervorrufen kann.) Um sich von Krankheiten oder Verletzungen zu erholen, benötigt der Körper bestimmte Proteine. Diese können leicht aus Glutamin gebildet werden, weil diese Substanz ein zusätzliches Stickstoff-Atom besitzt, welches für die körpereigene Synthese anderer benötigter Aminosäuren abgegeben wird.

Wirkungen

Unter bestimmten pathologischen Bedingungen kann der Glutaminbedarf des Organismus nicht mehr durch die Zufuhr mit der Nahrung und die körpereigene Synthese gedeckt werden. Sportler haben einen stark erhöhten Bedarf an Glutamin. Glutamin spielt eine Schlüsselrolle in der Verhütung von Ermüdungszuständen und Folgen des Übertrainierens. Je nach Intensität der körperlichen Belastung sollten zwischen 5 und 20 Gramm eingenommen werden. Für die optimale Resorption von Glutamin ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B6 erforderlich. Glutamin ist der Hauptbrennstoff für schnell teilende Zellen wie den Darmzellen. So wird einleuchtend, weshalb eingenommenes Glutamin zu 85% das Passieren des Darmtraktes nicht übersteht.

Glutamin kann in den Nieren in Glukose umgewandelt werden und zwar ohne die Glukagon- und Insulinwerte zu beeinflussen. Somit kann der Körper aus Glutamin Energie gewinnen, ohne dass durch das Insulin hervorgerufene Fetteinlagerung stattfindet. Es wirkt, wie auch Untersuchungen an Mäusen bewiesen haben, der Nahrungsfettspeicherung entgegen, hilft folglich bei der Regulierung des Körpergewichts.

Auch den Zellen des Immunsystems dient Glutamin als Brennstoff, so dass eine Wirkung auf das Immunsystem wenigstens nicht auszuschließen ist. Bei Krankheiten wird die Rekonvaleszenz (Erholung) durch Glutamin beschleunigt.

Glutamin und die Proteinsynthese

Glutamin steht im direkten Zusammenhang mit der Proteinsynthese, da es für den Transport von Stickstoff, einem Bestandteil von Proteinen, verantwortlich ist. Glutamin begünstigt die Resorption anderer Aminosäuren. Bei intensivem Muskeltraining kann der Körper bis zu 40 g Glutamin verlieren. Da dies mehr ist als der Organismus selbst synthetisieren kann, muss es schnellstmöglich wieder zugeführt werden, da sonst Muskelzellen abgebaut werden. (Eine negative Stickstoffbilanz ist daher immer ein Zeichen von Muskelabbau).

Glutamin und die Hormonproduktion

Glutamin stimuliert die Testosteron- und Wachstumshormonausschüttung (HGH = Human Growth Hormon). Es verhindert somit durch die hemmende Wirkung dieser Hormone auf den Cortisonspiegel seinen eigenen Abbau nach hartem Wiederstandstraining.

In Studienergebnissen ergab sich eine optimale Dosis von 4 Gramm Glutamin um die höchste HGH (Wachstumshormonausschüttung) zu erreichen. . Es empfiehlt sich unmittelbar nach dem Training und auf nüchternen Magen und ohne Zugabe irgendwelcher Kalorien Glutamin einzunehmen.

Glutamin für das Hirn

Glutamin hat zwei wesentliche Wirkungsbereiche. Es ist Brennstoff für das Gehirn und Baustein verschiedener Neurotransmitter. Es ist eindeutig nachgewiesen, dass es die Lernleistung und sogar den Intelligenzquotienten von Kindern erhöhen kann. Es trägt auch - und nicht nur bei Kindern - zur Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Verbesserung des Gedächtnisses sowie zu einer harmonisch ausgeglichenen Stimmung bei und sorgt für erholsamen Schlaf.

Glutamin gegen Alkoholismus und Gier nach Zucker

Eine segensreiche Eigenschaft des Nährstoffes Glutamin besteht darin, dass es eine große Hilfe für alle sein kann, die ihren Alkoholkonsum verringern oder sich ganz entwöhnen wollen. Glutamin verringert das Verlangen nach Alkohol und erleichtert es so den Betroffenen entscheidend, von ihrer Sucht loszukommen.

(Man nimmt dann 2 - 3 g, sobald der Drang nach Alkohol aufkommt.) 1 - 2 g helfen in ähnlicher Weise bei übermäßigem Verlangen nach Zucker.

Diese freie Aminosäure ist bekannt durch ihren Einsatz bei der Behandlung von Alkoholismus und der Verbesserung des I.Q.s von geistig behinderten Kindern.

Sie wird auch eingesetzt gegen den "süßen Zahn" (ein übermäßiges Verlangen nach Zucker), Impotenz, Senilität und Schizophrenie. Nach Bedarf verarbeitet das Gehirn L-Glutamin zu Glutaminsäure und weiter zu Substanzen, welche die Gehirnfunktionen steuern. Neben Glucose ist Glutaminsäure der einzige Treibstoff für das Gehirn.

Glutamin für Darm und Immunsystem

Glutamin dient als Nährstoff für die Zellen des Immunsystems und der Darmschleimhaut. Der Bedarf bei Stress und Traumen (Verletzungen) ist stark erhöht; bei Gabe von Glutamin wird durch Stabilisierung der Darmwandfunktion ein Übertreten von Keimen aus dem Darm in die Bauchhöhle unterbunden (engl. Leaky Gut Syndrom, kann bei kataboler Stoffwechsellage nach großen Operationen und Traumen auftreten). Überdies wurde bei Einbeziehung von Glutamin in die parentale Ernährung (Ernährung über Infusion oder Magensonde) eine deutliche Verringerung der Sterblichkeitsrate bei Risikopatienten festgestellt [8], ebenso wie eine deutliche Senkung der Stickstoffverluste [9].

8. Griffiths et al. Six-month outcome of critically ill patients given glutamine-supplemented parenteral nutrition. Nutrition (1997) 13: 295-302.

9. Hammarqvist et al. Addition of glutamine to total parenteral nutrition after elective abdominal surgery spares free glutamine in muscle, counteracts the fall in muscle protein synthesis and improves nitrogen balance. Ann Surg (1989) 209(4): 455-461.

Eine zusätzliche Glutamin-Versorgung kann nachweislich auch bei Patienten nützlich sein, die wegen einer Operation, einer Verletzung oder eines Krebsleidens vollständig parenteral (Infusion) ernährt werden müssen. Weitere Studienergebnisse sprechen für den Nutzen einer Glutamin-Einnahme bei einer Reihe gastrointestinaler Erkrankungen, bei der Wundheilung, bei schwerstkranken Neugeborenen, bei HIV/AIDS-Patienten, zur Stärkung des Immunsystems bei Ausdauersportlern und zur Prävention von Komplikationen bei Chemotherapien, Strahlenbehandlungen und Knochenmarktransplantationen.(1,2)

Anwendung findet es bei Unruhezuständen, Depressionen, Erschöpfung, Epilepsie, Sehstörungen, Reisekrankheit, Alkoholismus, Hyperaktivität, Stress, Schizophrenie, nach Knochenmarktransplantationen und zur Steigerung der geistigen Fähigkeiten.

Der Oxidationsschutz erhöht sich bei gleichzeitiger Einnahme von Cystein und Vitamin B6.

Biochemie

Rund 30 bis 35 Prozent des Aminosäuren-Stickstoffs im Plasma sind an L-Glutamin gebunden. L-Glutamin enthält zwei Aminogruppen. Die eine stammt von der Glutamin-Vorstufe Glutaminsäure (Glutamat), die andere aus frei zirkulierendem Ammoniak. Glutamin erfüllt u. a. die Aufgabe, als „Stickstoff-Shuttle“ den Körper vor hohen Ammoniakspiegeln zu schützen; hierbei wirkt es als Puffer, indem es überschüssiges Ammoniak bindet und bei Bedarf wieder freisetzt, um die Bildung von anderen Aminosäuren, Aminozuckern, Nukleotiden oder Harnstoff zu ermöglichen. Diese Fähigkeit zur Aufnahme und erneuten Freisetzung von Stickstoff macht Glutamin zum wichtigsten Vehikel für den Stickstofftransport zwischen den Geweben. Darüber hinaus ist Glutamin eine der drei Aminosäuren, die an der Synthese von Glutathion beteiligt sind. Glutathion, ein wichtiges intrazelluläres Antioxidans mit leberentgiftender Wirkung, besteht seinerseits aus Glutaminsäure, Cystein und Glycin.(1,2)

Therapeutische Informationen:

Magen-Darm-Erkrankungen:

Der bei weitem höchste Glutaminverbrauch findet im Gastrointestinaltrakt statt, da Glutamin den Enterozyten des Darmepithels als Hauptenergiequelle dient. Untersuchungen zu den Auswirkungen von Glutamin auf die Darmpermeabilität wurden größtenteils an Patienten unter totaler parenteraler Ernährung (TPE) durchgeführt. Handelübliche TPE-Lösungen enthalten kein Glutamin. Dies kann zu einer Atrophie von Mukosa und Zotten des Dünndarms führen. Der Zusatz von Glutamin zur TPE-Lösung macht die mit verschiedenen gastrointestinalen Erkrankungen verbundene Schleimhautatrophie rückgängig.(3) Untersuchungen haben ergeben, dass die Anwendung glutaminangereicherter TPE-Lösungen die Zottenatrophie vermindert, das Gewicht des Jejunums erhöht und die Darmpermeabilität verringert.(4,5) Traumata, Infektionen, totale Nahrungskarenz, Chemotherapie und sonstige Belastungsreize sind mit einer Störung der normalen Darmpermeabilität verbunden. Eine Erhöhung der Darmpermeabilität kann die Wanderung (Translokation) von Keimen zur Folge haben. Bakterien und Pilze sowie deren Toxine können in diesem Fall die Schleimhautbarriere überwinden, in den Blutstrom gelangen und eine Sepsis verursachen.(6) In zahlreichen Tiermodellen einer experimentell induzierten intestinalen Hyperpermeabilität ließen sich Barrierefunktion und Immunaktivität des Darms durch die Anreicherung der TPE mit Glutamin oder Glutamindipeptiden (stabilen Dipeptiden aus Glutamin und Alanin bzw. Glycin) verbessern.(7) Mit erhöhter Darmpermeabilität einhergehende Erkrankungen, bei denen eine Glutamin-Supplementation sinnvoll sein kann, sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten und damit assoziierte Störungen, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Reizkolon. In einer klinischen Studie an Colitis-ulcerosa-Patienten konnte nachgewiesen werden, dass die tägliche Gabe von 30 g eines auf Basis von Gerstenkeimlingen hergestellten und mit Glutamin angereicherten Nahrungsmittels nach vierwöchiger Verabreichung unabhängig vom Krankheitsstadium zu einer signifikanten Besserung der klinischen und endoskopischen Parameter führte. Nach dem Absetzen des Nahrungsmittels kam es zu einer erneuten Exazerbation der Erkrankung.(8) Es wurde auch die These aufgestellt, dass Kohlsaft wegen seines hohen Glutamingehalts für die Behandlung von Magengeschwüren und Gastritis zu empfehlen ist.

Wundheilung:

Der Gastrointestinaltrakt enthält über seine gesamte Länge eine große Zahl von Immunzellen (Fibroblasten, Lymphozyten und Makrophagen). Die positiven Auswirkungen von Glutamin auf den Gastrointestinaltrakt und auf die Immunabwehr könnten auf dem Umstand beruhen, dass Glutamin den genannten Immunzellen als Energiesubstrat dient. Die Wundheilung nach chirurgischen Eingriffen, Traumata und Verbrennungen beruht teilweise auf der Aktivität dieser immunkompetenten Zellen. Um einwandfrei funktionieren zu können, benötigen sie Glutamin als Energiequelle für Wachstum und Proliferation. Eine Erschöpfung der intrazellulären Glutaminvorräte kann deshalb zu einem verlangsamten Wachstum dieser Zellen und somit zu einer Verzögerung des Heilungsprozesses führen.1 In einer neueren polnischen Studie an chirurgischen Patienten mit Sepsis und Malnutrition führte die Anreicherung der TPE-Lösung mit Glutamin zu einer raschen Verbesserung der immunologischen Parameter.(9) Auch andere klinische Studien sprechen dafür, dass die Supplementation mit Glutamin - ebenso wie die Substitution von Arginin und Omega-3-Fettsäuren - im postoperativen Stadium die Wiederherstellung der normalen Gewebefunktion und die Normalisierung der Darmpermeabilität beschleunigt.(10,11)

Infektion und Immunität:

In Belastungssituationen kann ein Abfall der Glutaminkonzentration bei bestimmten Patientenpopulationen zu einem Anstieg der Infektionsrate führen. Bei schwerstkranken Neugeborenen kommt es wegen des erhöhten Bedarfs infolge von Sepsis und Ateminsuffizienz häufig zu einer sog. Protein-Energie-Malnutrition (PEM). In einer Studie, in der neun schwerstkranke Säuglinge fünf Tage eine mit Glutamin angereicherte enterale Ernährung (0,3 g/kg Glutamin täglich) erhielten, ging die Inzidenz von Infektionen und septischen Komplikationen in der Glutamingruppe signifikant zurück (20% in der Behandlungsgruppe versus 75% in der Kontrollgruppe).(12)
Auch bei Ausdauersportlern ist nach intensivem Dauertraining die Plasma-Glutaminkonzentration vermindert. Diese trainingsbedingte Erschöpfung der Glutaminvorräte und die damit verbundene Immunsuppression hat eine erhöhte Infektionsanfälligkeit zur Folge. Eine Gruppe von 151 Hochleistungsläufern und -ruderern erhielt unmittelbar nach sowie zwei Stunden nach Trainingsende zwei Drinks, die entweder Glutamin oder ein Plazebo enthielten. Anschließend wurde mit Hilfe von Fragebögen die Infektionshäufigkeit in den sieben Tagen nach dem Training erfasst. Der Anteil der Patienten, die in diesen sieben Tagen infektionsfrei blieben, war in der Glutamingruppe signifikant höher (81%) als in der Plazebogruppe (49%).(13)

 HIV/AIDS:

Die HIV-Infektion scheint einen Glutaminmangel zu induzieren, der insbesondere im AIDS-Stadium der Infektion zu einem Abbau von Muskeleiweiß führt.(14) Bei etwa 20 Prozent aller AIDS-Patienten lässt sich zudem eine Störung der Darmpermeabilität beobachten.(15) Klinische Studien belegen den signifikanten Nutzen einer Glutamin-Supplementation bei diesen Patienten. In einer plazebokontrollierten Doppelblindstudie wurde 68 HIV-infizierten Patienten mit dokumentiertem Gewichtsverlust acht Wochen lang zweimal täglich eine Nährstoffmischung mit 14 g L-Glutamin verabreicht. Während der achtwöchigen Studiendauer wurden Körpergewicht, fettfreie Körpermasse und Körperfettanteil gemessen. Nach acht Wochen hatten die Patienten, die die glutaminhaltige Präparation erhalten hatten, 3,0 ± 0,5 kg zugenommen, verglichen mit 0,37 ± 0,84 kg in der Plazebogruppe. Bei den Patienten der Glutamingruppe hatte hauptsächlich die fettfreie Körpermasse zugenommen. Die Plazebogruppe hatte dagegen fettfreie Körpermasse verloren. Ein zusätzlicher Nutzen bei der supplementierten Gruppe war die Verbesserung des Immunstatus, die durch die höhere Zahl an CD3- und CD8-Zellen und eine reduzierte HI-Virenlast zum Ausdruck kam.(16) In einer weiteren plazebokontrollierten Doppelblindstudie an AIDS-Patienten mit abnormer Darmpermeabilität führte die Glutamin-Supplementation (8 g/die über 28 Tage) zu einer Stabilisierung der Permeabilität und einer erhöhten Darmresorption.(15)

Krebs und Knochenmarktransplantation:

Ebenso wie Enterozyten weisen auch schnell wachsende Tumoren eine hohe Glutaminaseaktivität auf, da sie Glutamin als Hauptenergiequelle verwenden.(17) Die Glutamin-Supplementation bei Krebspatienten wird deshalb kontrovers diskutiert. So ergaben In-vitro-Untersuchungen, dass der Zusatz von Glutamin zu Tumorzellkulturen das Zellwachstum stimulierte.(18,19) Andererseits sprechen In-vivo-Studien am Tier gegen eine Förderung des Turmorwachstums durch Glutamin. In einer Tierstudie ging das Tumorwachstum unter der Glutamin-Supplementation sogar um 40 Prozent zurück, während die Aktivität der natürlichen Killerzellen zunahm.(20)
Die Ergebnisse mehrerer Forschungsarbeiten legen nahe, dass schnell wachsende Tumoren als „Glutaminfallen“ wirken können und so zu einer Erschöpfung der Glutamin- und Glutathionvorräte in der Muskulatur führen.(17) Eine klinische Studie an 32 Patienten mit Kolonkarzinom ergab allerdings, dass Kolontumoren nicht mehr Glutamin verbrauchen bzw. „abfangen“ als tumorfreies Darmgewebe.(21)
Die chemotherapeutische Behandlung von Kolorektalkarzinomen mit Fluorouracil plus Folinsäure verursacht häufig Durchfälle. In einer randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudie erhielten 70 Patienten mit Kolorektalkarzinom fünf Tage vor ihrem ersten Chemotherapiezyklus Glutamin (18 g täglich). Die Behandlungsdauer betrug insgesamt 15 Tage. Erfasst wurden intestinale Permeabilität und Resorption. Der Vergleich mit den Ausgangswerten zeigte, dass Glutamin chemotherapeutisch bedingte Veränderungen von Permeabilität und Resorption reduziert und durch die Chemotherapie induzierte Durchfälle verhindern kann.(22) Ein ähnlicher Effekt war bei chemo- und strahlentherapeutisch behandelten Patienten mit Ösophaguskarzinom zu beobachten. Allerdings war die eingesetzte Glutamindosis bei diesen Patienten höher (30 g täglich).(23)
Untersuchungen zum Nutzen von Glutamin im Rahmen der parenteralen Ernährung während und nach einer Knochenmarktransplantation (KMT) führten zu unterschiedlichen Ergebnissen. In drei älteren Studien zeigte die Glutamin-Supplementation während der KMT einen erkennbaren Nutzen, indem sie verschiedene Nebenwirkungen der zytotoxischen Hochdosis-Chemotherapie auf ein Minimum reduzierte; dies galt besonders für Schleimhautentzündungen in Mund- und Rachenraum, für die Verminderung der Lymphozytenzahlen und für das Budd-Chiari-Syndrom.(24-26) Neuere Untersuchungen ergaben hingegen, dass mit Glutamin angereicherte TPE-Lösungen bei KMT-Patienten im Hinblick auf die Dauer der TPE (in Tagen), Hospitalisationsdauer, Schweregrad der Schleimhautentzündung, Leukozytenzahl, Infektionsrate sowie Häufigkeit und Schwere von Durchfällen nur von begrenztem Nutzen sind.(27,28)

Was sind die Anzeichen für aufgetretenen L-Glutamin-Mangel?

  • Verlust von Muskelmasse (ernsthafter Mangel)
  • Geruch von Ammoniak im Urin (ernsthafter Mangel) 
  • Krankheiten, die mit Stress im Zusammenhang stehen 
  • Schwierigkeiten im pH-Haushalt 
  • Alkohol-Verlangen 
  • Verlangen nach Zucker 
  • Schwache Leber · Schmerz 
  • Langsame Genesung 
  • Verwirrung 
  • Konsum von überwiegend gekochter Nahrung

Bei welchen Symptomen wird oft L-Glutamin gebraucht?

  • Geschwüre
  • Schwaches Immunsystem
  • Geistig behinderte Kinder
  • Ernsthafte Verbrennungen
  • Ernsthafte Verletzungen
  • Vor und nach einer Operation und Chemotherapie
  • Perforierter Darm und beschädigte Schleimhäute
  • Alkoholismus
  • Mentale Trägheit
  • Nervenleiden
  • Chronisches Müdigkeitssyndrom
  • Stress
  • Chronische oder abbauende Krankheiten
  • Einnahme toxischer Chemikalien oder diesen ausgesetzt