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Das üble Spiel mit Aromastoffen und unseren Geschmacksnerven

Aroma in Lebensmitteln, wirklich nur eine Geschmacksfrage oder steckt mehr dahinter? Stammt „natürliches Aroma“ wirklich aus der Natur? Sind Aromen unbedenklich für unsere Gesundheit? Welches Verwirrspiel um Begriffe gibt es? Und was bedeutet das für uns Verbraucher?

Was sind Aromastoffe?

Die Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen – das sind diese Stoffe, die alle mit einer E-Nummer gekennzeichnet sind – dürfen in Europa nur mit behördlicher Genehmigung verwendet werden. Diese Zusatzstoffe in Lebensmitteln müssen auf den Verpackungen genannt werden. Soweit so gut. Daneben gibt es aber weitere Stoffe: sogenannte Aromen. Aromen gelten rechtlich nicht als Zusatzstoffe und tragen daher auch keine E-Nummern. „Aroma“ muss jedoch auf der Zutatenliste eines Lebensmittels angegeben sein, allerdings braucht der Hersteller keine Auskunft darüber zu erteilen, ob es sich um künstliche, naturidentische oder künstliche Aromen handelt. Warum ist das so und was verbirgt sich hinter Aromastoffen?

Stammt „natürliches Aroma“ aus der Natur?

Nein, weit gefehlt. „Natürliches Aroma“ bedeutet eben nicht, dass beispielweise Erbeeraroma aus Erdbeeren stammt, sondern nur, dass das Aroma aus natürlichen Rohstoffen gewonnen wurde. Das können beispielsweise Holzspäne oder Schimmelpilze sein. Ja, Sie lesen richtig: Aus Holzspänen oder Schimmelpilzen gewonne Aromen gelten als natürlich. Und sehr oft werden diese Stoffe auch nnoch gentechnisch produziert. Und niemand ist verpflichtet, uns das auf den Lebensmittelverpackungen deutlich zu machen.

Natürliches Aroma wird also nicht aus der Natur sondern im Labor gewonnen. Es ist aber chemisch identisch mit einem natürlichen Aromastoff. Beispiel: Vanillin als naturidentisches Aroma für die Vanilleschote.

„Künstliches Aroma“ entsteht durch chemischen Zusammenbau in der Retorte (Synthese) und hat kein Vorbild in der Natur (Beispiel: Äthylvanillin).

Nur die Bezeichnung „Natürliches Erdbeeraroma“ oder „natürliches Vanillearoma“ – also immer mit dem Herkunftszusatz versehen – bedeutet, dass das Aroma auch wirklich aus der Erdbeerfrucht oder der Vanilleschote gewonnen wurde. Diese „feinen“ Unterschiede sind sehr wichtig. Sie ahnen sicher schon, dass „natürliches Erdbeeraroma“ für den Hersteller - und damit für den Verbraucher - deutlich teurer ist als „natürliches Aroma“. Das hat Konsequenzen, auf die wir im Verlauf dieses Beitrags noch zu sprechen kommen.

Was uns schmeckt entscheiden Zunge und Nase.

Aromastoffe prägen unseren Geschmack von klein auf . Beim Essen registrieren etwa 2000 Geschmacksknospen auf der Zunge süß, salzig, sauer, bitter und andere Geschmacksarten. Auch Düfte sind mitentscheidend für die Geschmackswahrnehmung, selbst Temperatur- und Tastempfinden, Farben und sogar Erinnerungen an frühere Mahlzeiten spielen bei der Geschmacksempfindung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Meine Frau hat vor einiger Zeit erstmals Biobutter gekauft, nachdem wir gelesen hatten, dass selbst Butter inzwischen nicht mehr wie früher hergestellt wird, sondern dass die Fette erst getrennt und danach wieder irgendwie neu zusammengesetzt werden. Nun, mein erster Kommentar: „Das schmeckt ja wieder wie Butter!“ Ich konnte mich wieder an den Buttergeschmack von früher erinnern. Übrigens war diese Biobutter viel gelber als die vergleichsweise „blassfarbige“ Butter, die wir bis zu diesem Zeitpunkt verwendet hatten. Ein ähnliches Erlebnis hatten wir auch bei anderen Lebensmitteln, wenn wir auf biologisch angebaute Produkte umgestiegen waren. Es schmeckte plötzlich anders und irgendwie schmeckte es plötzlich wie früher.

Die Gesetzeslage in der EU

Rund 2700 unterschiedliche Aromastoffe (das sind “natürliche“ oder „naturidentische“ Aromen) dürfen in der erweiterten EU verwendet werden und manche davon sind bei ersten Bewertungen negativ aufgefallen. Sie wurden nicht etwa sofort verboten, sondern sie sollen erst einmal weiter erforscht werden. Dazu gehört unter anderem das Fenchelaroma Methylengenol. Ein weiteres Beispiel für ein negativ aufgefallenes Aroma ist Allylhexanoat, ein möglicher Aromazusatz in Erdbeerjoghurt - oder hatten sie etwa geglaubt, dass im Erdbeerjoghurt zum Sonderpreis tatsächlich Erdbeeren verwendet werden?

Nur die in der EU zugelassenen 18 „künstlichen Aromen“ sind toxikologisch (auf ihre Giftigkeit hin) bewertet worden und nur diese untersuchten Aromen dürfen in geregelten und begrenzten Mengen den Lebensmitteln zugesetzt werden. Das bedeutet konkret, dass der Hersteller A im Produkt A eine bestimmte Menge verwenden darf. Der Hersteller B darf auch nur die gleiche maximale Menge im Produkt B einsetzen. Was aber – so stellt sich die Frage – geschieht im menschlichen Körper, wenn Sie als Verbraucher das Produkt A und zugleich das Produkt B essen? Ganz einfach, es addiert sich.

Das „Begriffsverwirrspiel“ - zur absichtlichen Verunsicherung des Verbrauchers?

Und immer wieder mein wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie sehr genau die offiziellen Worte dieses „Begriffsverwirrspiels“. „Natürlich“ ist eben nicht aus der Natur – es ist nach meinem Verständnis eben doch „künstlich“. Wir wissen inzwischen, dass die Natur in den von ihr geschaffenen Stoffen auch „Informationen“ enthält, die in künstlichen Stoffen nicht vorkommen.

Für alle anderen Aromastoffe – das sind dann die „natürlichen“ oder die „naturidentischen“ Aromen - die „legt die Aromenverordnung fest, welche in den Töpfen der Lebensmittelindustrie landen dürfen.

Früher wusste man noch mit Kümmel, Lorbeer, Muskat, Pfeffer, Curry oder frischen Kräutern umzugehen und so ein Gericht mit charakteristischem Aroma und Geschmack zu würzen.

Wenn heute „Aroma“ auf der Zutatenliste eines Fertigprodukts steht, so ist das stets ein physikalisch, chemisch, gentechnisch oder biochemisch hergestellter Geschmacksstoff. Meist ist er synthetisiert (im Labor zusammengebraut) und wurde von Schimmelpilzen (Beispiel: Zitronensäure), von Bakterien oder anderen Mikroorganismen produziert, egal ob er nun im Fruchtjoghurt, in einer Tütensuppe oder irgendeinem anderen Fertigprodukt steckt.

Um den Unterschied zu echten Früchten, aus denen insgesamt etwa 300 verschiedene Aromastoffe duften, zu bemerken, muss man den echten Fruchtgeschmack noch kennen und außerdem muss man auch noch gute Geschmacksnerven haben. Es reichen demgegenüber einige wenige „Aromen“, um etwa im Joghurt den Eindruck von Erdbeere zu erwecken und dieser Eindruck ist zudem häufig intensiver, als er es mit ein paar echten Beeren sein könnte.

Kein Wunder also: Frisch Geerntetes und selbst Zubereitetes kann dabei ins Hintertreffen geraten.

Aromen binden Kunden – Damit wir immer wieder das gleiche Produkt kaufen

In Deutschland sind rund 20 Prozent aller Lebensmittel aromatisiert. 100 % umfasst auch Fleisch und Frischwaren. Nicht nur Fertigsuppen, Soßenpulver, Gulaschsuppe aus der Dose, Erbsen im Glas, Backmischungen, Kekse, Fischkonserven und Fertiggerichte enthalten Aromastoffe. Selbst Kakao bekommt als Getränkepulver zugesetzte Aromen zur Intensivierung des Geschmacks.

Die Gründe für die Aromatisierung

Wenn man frische Erdbeeren kauft, stellt man immer wieder fest, dass sie jedesmal ein klein wenig anders schmecken. Das gilt auch für Bananen, Ananas, Kirschen und die meisten anderen Früchte. Wenn unsere Lebensmittelindustrie nur frische Ware verwenden würde, würde ein Becher Joghurt heute anders schmecken als gestern und vielleicht würde er morgen „zufällig“ wieder so schmecken wie letzte Woche. Das ist aber für die „Marke“ nicht erwünscht. Da ist Konstanz gefordert, damit der Verbraucher nicht ständig nach dem Joghurt suchen muss, der ihm am besten schmeckt. Man will doch den Verbraucher „binden“, er soll immer wieder zum gleichen Kakaopulver, zur gleichen Zigarette, zum gleichen Joghurt und zur gleichen Tütensuppe greifen.

  • Aromen geben ein markentypisches Geschmacksprofil, dass die Kunden an ein Produkt bindet.
  • Und fast noch wichtiger: Aromastoffe „lockern“ unsere natürliche Essbremse, die uns davor bewahrt, zu viel zu essen. Wird Ihnen jetzt etwas klarer, warum Sie nicht aufhören können, wenn Sie einmal mit den Kartoffelchips angefangen haben? Sie werden nicht aufhören bevor die Verpackung leer ist.
  • Aromastoffe sparen Kosten. Puddingpulver etwa mit echter Vanille anstelle von naturidentischem Vanillin (Sie erinnern sich: „naturidentisch“ wird „künstlich“ hergestellt!) wäre viel zu teuer, und das gilt auch für Blaubeeren und Erdbeeren in großen Mengen für den Fruchtjoghurt. Haben Sie sich nicht auch schon mal gefragt, woher die Molkerein als die Hersteller der Joghurts all die gewaltigen Mengen an Erdbeeren oder Blaubeeren beziehen? Sie wissen sicher genau wie ich, wie mühsam es ist, im Wald überhaupt Blaubeeren zu finden und noch viel mühsamer ist es, die Blaubeeren in ausreichenden Mengen zu pflücken.
  • Ein Fertiggericht soll immer gleich gut schmecken. Je nach Erntezeit und Qualität - und dabei spielt das Wetter ja auch noch eine gewichtige Rolle - ändert sich der Geschmack und die Zutaten. Damit das ausgeglichen wird und der Verbraucher stets seine Marke wiedererkennt, greift die Lebensmittelindustrie nach ausgleichenden Aromastoffen. Die „Marke“ verlangt den gleichbleibenden Geschmack.
  • Mit Aromen kann man die schlechtere Qualität der Zutaten ganz wunderbar übertünchen. Und obendrein darf man die Aromastoffe auch noch „natürlich“ nennen.

Kinderlebensmittel und Aromen

Selbst (oder gerade?) vor Kinderlebensmitteln macht die Aromatisierung nicht halt. Von 244 Kinderprodukten, die das Forschungsinstitut für Kindererährung in Dortmund untersuchte, waren 80 % aromatisiert. Dazu gehörten alle Fruchtsaft-, Milchmisch- und Kakaogetränke. Selbst von den 62 untersuchten Nahrungsmitteln, die für Ein- bis Dreijährige deklariert waren, enthielten 11 Produkte solche Aromastoffe. Vanillin (das ist nicht die Vanille aus der Schote!) findet man gelegentlich schon im Milchbrei für Babys und in der der Flaschennahrung.

Babys und Kinder entwickeln Markenbewusstsein

 Kinder, die mit aromatisierten Fertigprodukten groß werden, können mit selbst gefertigten Speisen wie Erdbeerquark, Naturjoghurt mit Früchten, Gulasch nach dem Hausrezept usw. häufig wenig anfangen, sie finden sie fad, denn ih natürliches Geschamcksempfinden wurde durch Superaromen verdorben.

Sie können – wenn sie nicht mühsam nach Lebensmitteln suchen wollen, in denen Aromen stecken – ganz einfach vorgehen: Die Aromen stecken in den Produkten, nach denen sich unser Nachwuchs die Finger leckt: Süßwaren, Creme- und Geleespeisen, Eiscreme, Kaugummi, Brausepulver, süße Getränke ...

Kommentare von Dr. Hans-Ulrich Grimm

Der promovierte Germanist, frühere Spiegel-Redakteur und Autor viel beachteter Bücher zum Thema Essen und Nahrungsmittel hat sich im Laufe der Jahre zu einem Spezialisten für Geschmacksverstärker und andere Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln entwickelt. Hier einige Titel seiner Veröffentlichungen:

  • „Die Suppe lügt. Die schöne neue neue Welt des Essens“, Knaur, München 1999
  • „Der Bio-Bluff. Der schöne neue Traum vom natürlichen Essen“, Hirzel, Stuttgart 1998
  • „Aus Teufels Topf. Die neuen Risiken beim Essen“, Klett-Cotta, Stuttgart 1999 (Knaur, Münche 2001),

Herr Grimm, wie sind Sie persönlich überhaupt auf das Thema Essen und Lebensmittel gekommen?

Ich esse wie viele andere jeden Tag und vor allem auch gerne. Ursprünglich hat mich vor allem das gute Essen interessiert, und so kam ich über die feinschmeckerische Schiene zum Thema. Schon als Lokalredakteur habe ich bei der Schwäbischen Zeitung auch übers Essen geschrieben. Dann war das Tschernobyl-Unglück, und da bin ich natürlich zur örtlichen Omira-Molkerei gegangen und habe gefragt, wie die die Tests machen, um Verstrahlung festzustellen und dergleichen. Aber am Essen hat mich eigentlich immer der Geschmack interessiert. Wie wichtig der Geschmack letztlich ist, habe ich damals noch gar nicht gewusst. Das hat sich für mich erst im Lauf der Zeit, nach zahlreichen Recherchen erschlossen.

Dann hat sich gezeigt, dass natürlichere Lebensmittel mehr Geschmack haben, oder?

 Ja, das war mein ursprünglicher Zugang. Vor etwa zwanzig Jahren habe ich bemerkt, dass es überhaupt keine Erdbeeren gab, die wie Erdbeeren schmecken. Die Erdbeeren haben geschmeckt wie Tomaten, praktisch wie Wasser mit roter Haut außenrum. Da habe ich festgestellt, dass die einzigen Früchte, die auch gut schmecken, aus ökologischem Anbau sind. Und so bin ich nach und nach komplett auf Ökoprodukte umgestiegen. Ökomilch und Ökojoghurt, Ökofleisch – toll schmeckt das. Dass dieser Geschmack was ganz Wesentliches ist, über den Genuss hinaus, habe ich erst bei den Recherchen für die Bücher bemerkt. Am eklatantesten bei der Tiernahrung. Ich bin darauf gestoßen, dass es Tiernahrungsaromen gibt, die man den Futtermitteln zusetzt, die schmecken etwa nach Kräuterwiese. Es gibt auch den Aromatyp Wurm oder Maus, je nach Vieh. Und in den Prospekten für die jeweiligen Tieraromen steht etwa drin »Besonders geeignet zur Maskierung von Problemfuttermitteln«. Da ist mir aufgefallen, dass das natürlich genau diese Zusätze sind, die zu den Skandalen geführt haben, die wir in den letzten Jahren hatten. Von BSE angefangen, das durch verseuchtes Tiermehl entstand, aber auch die Dioxinproblematik oder die EHEC-Bakterien,' die entstehen, weil die Viecher nicht mit Heu und Gras gefüttert werden.

Mein Hinweis: Vielleicht erinnern Sie sich noch: man füttert Rindviecher mit Tiermehl, welches man aus den Schlachtabfällen erzeugt, die man dem Menschen nicht vorsetzen darf. Pflanzenfresser bekommen also ein Futter aus gemahlenen Artgenossen.

Diese ganzen Zutaten und diese Aromen dienen letztlich nur dazu, dass die Tiere ein Zeug fressen, welches total artwidrig ist. Das ist doch total pervers. Wenn die Viecher ihr Chemiefutter bekommen, würden sie normalerweise schreiend davonrennen. Durch die Aromen tut man aber so, als ob das das artgerechte Heu von der Kräuterwiese wäre, das ihnen eigentlich gut tut. Und das ist natürlich ein Skandal.

Jetzt hat es aber den Anschein, dass man die Menschen schon genauso behandelt wie die Zuchttiere. Die Aromen – zwar nicht Regenwurm oder Heuwiese, sondern andere Geschmacksrichtungen – sind doch auch unseren Lebensmitteln zugesetzt?

Das war das, was mich am Anfang natürlich auch beschäftigt hat: dass Produkte nach etwas schmecken, was gar nicht drin ist. Die Hühnersuppe von Knorr etwa, mit 2 Gramm Trockenhuhn, was 7 Gramm Naturhuhn entspricht, kann natürlich nur den Anschein von Hühnersuppe erwecken, wenn man Aroma reingibt. Bei den Viechern war mir aufgefallen, dass man Essen, das ihnen nicht gut tut und das artwidrig ist, mit diesen Aromastoffen maskiert und somit beschönigt. Die gleichen Aromen bekommen die Menschen. Das Problem ist bei Mensch und Tier, dass der Geschmack eigentlich eine Kontrollaufgabe hat. Der Mensch hat 2000 Geschmacksknospen, Karnickel haben 15 000, Rinder 35 000. Denn das Rindvieh kann keine Packungsbeilagen lesen und keine Ernährungsratgeber. Das Vieh muss sich also auf seinen Geschmackssinn verlassen. Genauso wie der Löwe irgendwo in der Savanne. Tiere wissen ja instinktiv, dank ihres Geschmackssinnes, was ihnen gut tut und was sie essen dürfen. Wir Menschen haben diesen Geschmackssinn auch, doch durch die Aromen werden wir genauso ausgetrickst wie die Nutztiere. Bei den Tieren setzt man diese Aromen ein, damit sie mit diesem artwidrigen Futter schneller zunehmen. Da gibt es Untersuchungen darüber, wie viel mehr die Tiere zunehmen, wenn sie aromatisiertes Zeugs fressen. Und der Witz ist, dass bei den Menschen das Gleiche passiert. Die Menschen –das räumt sogar der zuständige Industrieverband ein – nehmen auch mehr zu, wenn sie aromatisierte Lebensmittel essen. Und das hat weltweit gigantische Auswirkungen. Einer Studie des Worldwatch-Instituts zufolge sind 1,2 Milliarden Menschen übergewichtig. Gesundheitsprobleme wie Diabetes und andere Krankheiten sind die Folge, und das wird langfristig für die Sozialkassen der einzelnen Länder ziemlich teuer.

Wenn man jetzt mal Ihre Erfahrung nimmt, auch vor dem Hintergrund Ihrer Bücher: Was stört Sie am meisten in Bezug auf die Wissenschaft?

Die Wissenschaft ist für uns Laien sehr wichtig. Denn man braucht für die Risikoabschätzung das wissenschaftliche Urteil. Vor allem wenn es darum geht, Verbraucherschutz und Gesundheitsfürsorge in Gesetze und Verordnungen einfließen zu lassen. Problematisch wird es meines Erachtens jedoch immer dann, wenn sich die Wissenschaftler in allzu große Nähe zur interessierten Industrie begeben. Zunächst muss das die Unabhängigkeit nicht unbedingt gefährden; doch oft habe ich den Eindruck, dass die Unabhängigkeit vieler Wissenschaftler im Bereich der Nahrungsmittel nicht mehr gesichert ist. Das hat dann bei den Gesetzgebungsprozessen sehr problematische Auswirkungen. Da habe ich mal mit einem Herrn von der Bundesforschungsanstalt für Ernährung gesprochen – einer Einrichtung des Bundeslandwirtschaftsministeriums –, der sagte lachend, dass gesundes Essen und gesunde Ernährung letztlich gar nicht mehr möglich seien. Ich habe ihm entgegnet, dass sich ja jeder gesund ernähren könne, wenn er entsprechend Obst und Gemüse isst und wenn er bewusst einkauft. Doch dann sagte dieser Mitarbeiter der Bundesforschungsanstalt, das könne ein Einzelner vielleicht schon, aber es sei für alle Menschen in Deutschland nicht mehr möglich, weil das Angebot in den Supermärkten dafür gar nicht ausreiche. Das ist nach meinem Empfinden ein absoluter Skandal. Das kennt man vielleicht aus Afrika, dass die gesunde Ernährung der Bevölkerung nicht gesichert ist, aber doch nicht von einem zivilisierten mitteleuropäischen Land, in dem es eigentlich Nahrung in Hülle und Fülle gibt. Da mein damaliger Gesprächspartner Angehöriger eines Forschungsinstituts ist, müsste man eigentlich annehmen, dass die Forschung untersucht, inwiefern die gesunde Ernährung nicht mehr gesichert ist, damit entsprechende Gegenaktionen möglich sind. Eigentlich müssten solche Wissenschaftler aufzeigen, wie viel Chemikalien die Menschen zu sich nehmen, wie es um Zusatzstoffe, Konservierungsstoffe, Säuren bestellt ist, welche die Zähne angreifen, den Knochenbau beeinträchtigen, das Immunsystem schwächen. Das weiß aber niemand, und das will wohl auch niemand wissen.

Haben Sie dazu ein Beispiel?

Firmen wie etwa Nestle behaupten ja immer, ihre Erzeugnisse wären absolut unbedenklich, da behördlich überprüft. Bei den Behörden weiß aber überhaupt niemand, wie viel die Menschen insgesamt an Zusatzstoffen wie Geschmacksstoffen, Geschmacksverstärkern usw. zu sich nehmen. Mir hat mal ein Mitarbeiter des Bundesgesundheitsministeriums gesagt: »Ich weiß ja nicht, was Nestle reintut.« Das ist bei den Firmen natürlich auch Betriebsgeheimnis, weil die nicht wollen, dass jemand eine 5-Minuten-Terrine nachbaut und auf den Markt bringt. Aber es ist mehr als skandalös, wenn wir Bürger und Verbraucher nicht sicher sein können, dass unsere Gesetze und Zulassungsverordnungen auf solider Kenntnis der Verzehrmengen beruhen. Da gibt es zwar nationale Verzehrsstudien, und da steht drin, was die Bevölkerung verzehrt an Hülsenfrüchten, an Kartoffeln, an Milch, Mehl, Eiern. Ich rufe dann die Leute an, welche die Studie gemacht haben, und frage: Wer isst eigentlich die 5-Minuten-Terrine und wer isst Müllers Milchreis? Das kommt bei euch gar nicht vor in der Studie. Bleibt das immer liegen im Supermarkt, räumen die das abends immer weg, weil die Leute nur Hülsenfrüchte gekauft haben? Und dann müssen die mir sagen, dass das eben nicht bekannt ist. Das wird nicht erhoben. Die Firmen wissen das natürlich. Die wissen auch, wie viel Marktanteile sie haben, aber es gibt keinen Wissenschaftler, der da einen Gesamtüberblick erstellt, damit öffentlich bekannt wird, wie viel von diesen industriellen Lebensmitteln und Zusatzstoffen die Menschen insgesamt verzehren. Und das ist natürlich hoch problematisch.

Wenn wir jetzt beim Thema Verzehr und Zusatzstoffe sind, was halten Sie für den größten Hammer bei der Fertignahrung?

Also, sicherlich ist die Summe insgesamt problematisch. Es sammelt sich ja alles im Darm. Den Darm kann man im Fernsehen leider nicht so schön herzeigen wie ein torkelndes BSE-Rindvieh. Es guckt eigentlich keiner rein in den Darm. Der Darm ist aber unglaublich wichtig, weil er zum einen dazu da ist, dass die Menschen Nährstoffe aufnehmen, und zum anderen die Funktion hat, Krankheitserreger, Allergene und dergleichen abzuwehren. Der Darm hat also eine Barrierefunktion. Nun gibt es Zusatzstoffe wie Sulfide, die sind etwa im Kartoffelpüree, in der 5-Minuten-Terrine und in vielen, vielen anderen Nahrungsmitteln enthalten. Doch davon steht oft nichts auf der Packung. Und diese Sulfide führen dazu, dass im Darm Bakterien existieren können, welche die Darmwand angreifen. Diese Bakterien sind bei Ölbohrfirmen gefürchtet, weil sie die Pipelines von innen her anfressen. Diese Bakterien wurdengleichermaßen gefunden im Flussschlamm des River Tay in Schottland und im Darm von Menschen. Übrigens: Bei 50 Prozent aller gesunden untersuchten Menschen wurden diese Bakterien festgestellt und bei 96 Prozent derer, die entzündliche Darmerkrankungen hatten, wie Colitis ulcerosa. Wenn dies bei so vielen Leuten verbreitet ist und deswegen der Schutzschild Darm angegriffen ist, dann kann es natürlich sein, dass gerade Allergene deswegen viel leichter den Eingang finden und sich ausbreiten. Wenn ich aber das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz anrufe und frage, ob man aus dieser Studie, die englische Wissenschaftler erstellt haben, irgendwelche Konsequenzen gezogen habe, dann sagen die, nein, das ginge sie nichts an.

Und auch das ist ein Skandal.

Skandale sind das eine, der Umgang mit ihnen das andere. Sehen Sie hier gar kein Interesse bei der Politik, dass diese einhaken müsste?

Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass Ernährung heutzutage keine große Rolle spielt in der Politik, dass man schon Krieg führen oder ganz bestimmte Themenfelder besetzen muss, wenn man als Politiker etwas werden will. Jedenfalls ist es so, dass es einer in der Politik nicht weit bringt, wenn er der ernährungspolitische Sprecher seiner Fraktion ist. Damit kommt man so gut wie nicht in die Tagesthemen oder das Heute Journal. Zumindest in Deutschland ist das so. In anderen Kulturnationen ist das noch etwas anderes.

In Italien etwa kümmert sich natürlich der Staatspräsident höchstselbst um den Zustand der Nudeln im Land. In Frankreich kümmert sich der Präsident höchstselbst um den Zustand des Brotes. Bei uns aber wird Kanzler entweder einer, der Saumagen isst oder Currywurst. Und da spielen die Themen eben nicht die Rolle, die ihnen eigentlich zustünde, weil es offensichtlich Wichtigeres gibt als Essen. In der Schweiz hat man da schon ein anderes Verhältnis zum Essen und zur Selbstversorgung. Da gibt es jetzt Bestrebungen, dass man eine eigene Form von Ernährungspolitik einführt, bei der es eben auch um den Gesundheitsstatus der Bevölkerung und das Ernährungsverhalten geht. Davon sind wir noch weit entfernt.

Wenn die Politik quasi tatenlos zuschaut, wie wir der Diktatur der Geschmacksstoffe unterworfen werden, sehen Sie eigentlich irgendeinen Ausweg, dass man der Macht der Konzerne, der Nahrungsmittelindustrie etwas entgegenstellen kann? Gibt es hier eigentlich noch ein Entrinnen?

Also, ich denke, da muss man einfach den italienischen Weg gehen und nicht mehr so auf die Obrigkeit, sondern mehr auf sich selbst vertrauen. Sich kümmern, sich informieren. So wie man einen Prospekt liest, bevor man sich einen neuen Mercedes oder Opel mit Heckspoiler kauft, muss man sich halt auch über das Essen informieren. Und so wie man 15 Euro für einen Liter Motoröl ausgibt, muss man halt auch 15 Euro für einen Liter gutes Olivenöl ausgeben. Das darf man dann auch nicht teuer finden, sondern man muss dran denken, dass einem der eigene Darm näher ist als der Auspuff des Autos.

Sie sehen also für die Verbraucher Chancen, die Macht der Nahrungsmittelkonzerne zu brechen? Sehen Sie hier in Deutschland oder im deutschsprachigen Raum positive Tendenzen, oder steuern wir noch mehr einer Diktatur der Nahrungsmittelgiganten zu?

In der Neuen Zürcher Zeitung hat mal ein Leserbriefschreiber diese Herrschaft der Agrochemie und der Lebensmittelmultis als Chemokratur bezeichnet. Es gibt diese Tendenzen, und die Multis haben natürlich eine unglaubliche Macht. Auch über die Köpfe der Menschen. Die Nahrungsmittelindustrie gibt allein in Deutschland 2,5 Milliarden Euro für Werbung aus, um zu suggerieren, es han dele sich bei ihren Erzeugnissen um echtes gesundes Essen. Das gelingt ihr wohl zumindest bei der Mehrheit der Bevölkerung. Aber man kann sich individuell schon auch davon abkoppeln, man kann etwa auf den Ökomarkt gehen, man kann Hühner aus biologischer Haltung kaufen, wenn man das denn will. Da gibt es enorme Fortschritte in den letzten zwanzig Jahren. Es gibt ja immer mehr Einkaufsstätten mit entsprechenden Angeboten, Hofläden und so. Da sehe ich schon eine positive Veränderung. So haben es jetzt wir Verbraucher in der Hand, diese Angebote auch anzunehmen und die Macht der Nahrungsmittelgiganten zu brechen.

Trotz Massenproduktion und weltweitem Nahrungsdiktat: Hätten Sie morgen die Chance, Bundesgesundheitsminister zu werden, was wären Ihre wichtigsten Forderungen an die Politikerkollegen?

Ich würde das Aroma verbieten. Wenn Sie industrielle Aromastoffe verbieten, dann können Sie alle Supermärkte leer räumen. Weil die Nahrungsmittelindustrie ohne Aroma nicht auskommt. Aroma ist heutzutage die Leitsubstanz der Nahrungsmittelproduktion. Wenn Sie in den Supermarkt gehen, finden Sie praktisch nichts, was kein Aroma enthält. Die ganzen Perversionen in der Tiermast würden von einem Tag auf den anderen eingestellt, wenn es die Aromastoffe nicht gäbe. Aroma ist wirklich der Kernpunkt, weil es den Geschmack austrickst und wir die Kontrolle verlieren. Wenn wir uns nicht mehr übertölpeln lassen, dann kann man die Sachen auch nicht mehr essen.

Wie würden Sie das gegenüber Ihren Kabinettskollegen und dem Bundeskanzler, zu dessen erklärten Lieblingsspeisen die Currywurst gehört, begründen?
(gemeint ist der frühere Bundeskanzler Schröder)

Ganz einfach mit dem vorbeugenden Gesundheitsschutz der Bevölkerung. Und unsere Regierungsmitglieder schwören doch, sie wollen Schaden vom Volke abwenden.

Das heißt, Sie sagen, dass der Bevölkerung durch Zusatzstoffe geschadet wird?

 Ja. Die angebotene Fertignahrung mit all ihren Aromen macht nicht nur dick, sondern sie degradiert die Menschen auch zu fremdgesteuerten Essern von Dingen, die sie womöglich gar nicht wollen. Es ist wirklich wie beim Tierfutter. Hier werden von den Leuten Sachen gegessen, welche ohne diese Aromen niemals konsumiert würden, weil sie schlichtweg schlecht schmecken. Das sagt übrigens auch die Aroma-Industrie. Aber es hat ja einen Grund, wenn etwas schlecht schmeckt. Es graut mir jedes Mal, wenn ich in solche Aroma-Handbücher reinschaue und dann davon die Rede ist, dass man unerwünschte Geschmacksnoten maskieren könne. Gerade das Maskieren ist es, was mich skeptisch macht. Es ist doch ein Witz, wenn man irgendwelche schlechten Geschmacksnoten oder auch etwas Schädliches – wer weiß es denn – kaschieren will. Mir ist auch gar nicht bekannt, was alles maskiert wird; aber ich möchte nicht irgendetwas essen, was meinen Kontrollsinn ausschaltet. Wenn wir also die Substanzen verbieten, welche andere schlechte Geschmacksrichtungen ausschalten, dann sind all diese Produkte unverkäuflich. Warum überlegt man sich nicht einfach, wie man Nahrungsmittel herstellen kann, die gut schmecken und gesund sind? Also, hier hat die Politik bislang völlig versagt.

Was empfehlen Sie den Verbraucherinnen und Verbrauchern?

Den Leuten empfehle ich einfach, sich mehr ums Essen zu kümmern, herauszufinden, was gut schmeckt und vor allem woher es stammt. Wo die Waren erzeugt werden und welche Wege sie genommen haben, sind existenzielle Fragen. Was wir brauchen, ist ein lebenslanges Essenlernen und Trinkenlernen, eine Verfeinerung der Sinne. Und dann empfehle ich, möglichst viel Geld auszugeben fürs Essen. Das Teuerste muss zwar nicht immer das Beste sein, aber man kann davon ausgehen, dass das Billigste in der Regel das Schlechteste ist. Also: Es wird Zeit, dass wir in die Öko- und Bioläden gehen und auch vom Großhandel entsprechende Produkte einfordern. Nun hat auch nicht jeder einen Garten, wo er Gemüse und Salat selbst anbauen kann. Deshalb muss man schauen, wo man regional und möglichst direkt einkaufen kann, sodass man etwas mehr davon weiß, was in den Lebensmitteln drin steckt.

Das Ganze ist also auch eine Frage des Preises. Vieles von dem, was billig angeboten wird, führt auch dazu, dass letztlich Konzerne und Zwischenhandel den Bauern den Preis diktieren. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Das ist natürlich der Kern des Problems. Die Supermarktketten sind für mich der Ursprung allen Übels. Mittlerweile wird ja bei uns über 80 Prozent all dessen, was gegessen wird, von den zehn größten Supermarktketten verkauft. Und die liefern sich einen unerbittlichen Preiskrieg. Dieser Preiskrieg führt dazu, dass die Qualität immer weiter nach unten geht. Die Anbaumethoden werden immer fragwürdiger, immer mehr wird naturfern erzeugt, weil das auf Billigtour anders nicht geht. Die Supermarktkonzerne können sich aber mit nichts anderem profilieren als mit ihrem Preis. Bei Rewe etwa verkaufen sie 100 Millionen Eier im Jahr. 100 Millionen Eier kann man nicht von einem kleinen Bauernhof bekommen. 100 Millionen Eier müssen von großen Eierbaronen kommen. Deswegen können diese Unternehmen sich natürlich nicht über Qualität profilieren wie mein Lieblings-Pralinenproduzent in Straßburg (Christian heißt der übrigens, der macht die göttlichsten Pralinen überhaupt). Der kann mit großer Sorgfalt produzieren, wie auch eine kleine Käserei. Diese Qualität können natürlich nur sorgfältig arbeitende handwerklich perfekte kleine Produzenten liefern. Das kann ein Laden wie Nestle einfach nicht. Ergo bleibt das Einzige, worüber die Konzerne sich profilieren können, der Preis. Oder irgendwelche Innovationen, die meistens kein Mensch braucht.

Wenn man jetzt die Entwicklung in den USA betrachtet und ein Szenario für die nächsten zwanzig Jahre entwickelt, wo landen wir dann Ihres Erachtens?

Im schlimmsten Fall bei amerikanischen Verhältnissen. In Amerika ist die Industrialisierung ja dermaßen perfektioniert, dass sie die Ökoeier aus Neuseeland einfliegen müssen, weil sie selbst zu wenig produzieren. Was natürlich problematisch ist. Jeder, der mal in Amerika war, weiß, in welchem Format viele Amerikaner durch die Straßen rollen und wie verbreitet das Übergewicht dort ist. Das ist der worst case, wenn sich die Entwicklung weltweit so ausbreiten würde. Übrigens auch bei Bazillenbefall und den industriellen Gegenmaßnahmen wie etwa Bestrahlung.

Aromen in der Tiernahrung und die Parallelen zum Menschen

Damit in der Massentierhaltung die Tiere das inzwischen durchgehend artfremde Mastfutter akzeptieren, mischt man den Futtermitteln Aromen zu. Das sind dann Aromen, die beispielsweise den Rindviechern wie eine Kräuterwiese schmecken. Bei anderen Tieren verwendet man ebenfalls die jeweils „artspezifischen“ Aromastoffe.

Auch hier wieder der Kommentar von Dr. Grimm:

Zitat: „Ich bin darauf gestoßen, dass es Tiernahrungsaromen gibt, die man den Futtermitteln zusetzt, die schmecken etwa nach Kräuterwiese. Es gibt auch den Aromatyp Wurm oder Maus, je nach Vieh. Und in den Prospekten für die jeweiligen Tieraromen steht etwa drin »Besonders geeignet zur Maskierung von Problemfuttermitteln«. Da ist mir aufgefallen, dass das natürlich genau diese Zusätze sind, die zu den Skandalen geführt haben, die wir in den letzten Jahren hatten. Von BSE angefangen, das durch verseuchtes Tiermehl entstand, aber auch die Dioxinproblematik oder die EHEC-Bakterien,' die entstehen, weil die Viecher nicht mit Heu und Gras gefüttert werden. Diese ganzen Zutaten und diese Aromen dienen letztlich nur dazu, dass die Tiere ein Zeug fressen, welches total artwidrig ist. Das ist doch total pervers. Wenn die Viecher ihr Chemiefutter bekommen, würden sie normalerweise schreiend davonrennen. Durch die Aromen tut man aber so, als ob das das artgerechte Heu von der Kräuterwiese wäre, das ihnen eigentlich gut tut. Und das ist natürlich ein Skandal.“

Tiere wissen ja instinktiv, dank ihres Geschmackssinns, was Ihnen gut tut und was sie essen dürfen. Wir Menschen haben diesen Geschmackssinn auch, doch durch die Aromen werden wie die Nutztiere „ausgetrickst“. Bei den Tieren setzt man die Aromen ein, damit sie mit diesem artfremden Futter schneller zunehmen. Es git Untersuchungen darüber, wie viel mehr die Tiere zunehmen, wenn sie aromatisiertes Zeug fressen.

Der Witz ist, dass beim Menschen das Gleiche passiert.

Die Menschen – das räumt der zuständige Industrieverband ein – nehmen auch mehr zu, wenn sie aromatisierte Lebensmittel essen. Im Umkehrschluss: Sie würden abnehmen, wenn Sie konsequent auf aromatisierte Lebensmittel verzichten.

Das kann ich Ihnen guten Gewissens versprechen. Probieren Sie es aus.

Die Zitate zu dieser Artikelserie wurden entnommen aus dem Buch „ Futter fürs Volk – Was die Lebensmittelindustrie uns auftischt“ von Volker Angres, Claus-Peter Hutter, Lutz Ribbe, erscheinen im Verlag Kopp, Regensburg.

Im Internet erreichen Sie den Verlag unter www.kopp-verlag.de