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Fischöl – omega-3-Fettsäuren

Dosierung

In klinischen Studien waren Dosierungen von 4 g/die wirksam.(13) An anderer Stelle in der Literatur werden Dosierungen von 1-10 g/die empfohlen. Die maximal tolerierte Tagesdosis betrug 0,3 g/kg in Form von Fischölkapseln. Dies bedeutet, dass ein Patient mit einem Körpergewicht von 70 kg pro Tag bis zu 21 Kapseln à 1 g verträgt.(34)

Sicherheit

Die Supplementierung mit Fischöl ist im Allgemeinen unbedenklich und gut verträglich. Es wurden nur wenige Nebenwirkungen beschrieben. Studien zur Bestimmung der maximal verträglichen Dosis und dosislimitierender toxischer Wirkungen ergaben, dass als Nebenwirkungen von Fischöl Durchfälle und andere gastrointestinale Beschwerden auftreten können.(34) Bedenken wurden u.a. auch im Zusammenhang mit der möglichen Schwermetallbelastung von Fischen, insbesondere mit Quecksilber, geäußert. Von der Allgemeinbevölkerung wird Quecksilber vorwiegend mit der Nahrung aufgenommen, vor allem durch den Verzehr von Fisch.(35) Qualitätskontrollen sind daher zur Gewährleistung der Sicherheit unerlässlich. Zur Sicherung einer entsprechenden Qualität sollten Fischölextrakte einen Reinigungsprozess durchlaufen, der die Elimination von Umweltgiften wie Dioxinen, PCBs und Schwermetallen garantiert.

Einleitung

Ein zu hoher Konsum von Nahrungsfetten ist anerkanntermaßen mit zahlreichen medizinischen Problemfeldern assoziiert, darunter Adipositas, Insulinresistenz, koronare Herzkrankheit und verschiedene Krebsarten. Während der Konsum von gesättigten Fettsäuren, Trans-Fettsäuren und Arachidonsäure mit der Entstehung chronischer Krankheiten in Zusammenhang gebracht wird, belegen medizinische Studien, dass Omega-3-Fettsäuren (n-3-Fettsäuren) von essenzieller Bedeutung für die Prävention und Behandlung verschiedener Krankheiten sind. Dies gilt insbesondere für die Fischöle.

Biochemie

Fischöle bestehen aus den essentiellen Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA, C20:5n-3) und Docosahexaensäure (DHA, C22:6n-3). EPA und DHA gehören zur Gruppe der mehrfach ungesättigten Fettsäuren (polyunsaturated fatty acids - PUFAs). Im Vergleich zu den gesättigten Fetten können die PUFAs nach der Aufnahme mit der Nahrung leichter zu Energie verstoffwechselt werden. Je geringer der Sättigungsgrad von gespeicherten Fettsäuren bei gegebener Länge der Kohlenstoff-Kette ist, desto größer ist ihre relative Mobilität. Aus diesem Grund zeichnen sich PUFAs durch eine höhere Bioverfügbarkeit aus.(1) EPA und DHA sind Abkömmlinge der mehrfach ungesättigten Alfa-Linolensäure (ALA) und werden zur Klasse der Omega-3-Fettsäuren gerechnet. Nach den Nomenklaturregeln bringt die Bezeichnung "Omega-3-Fettsäure" zum Ausdruck, dass die erste Kohlenstoff-Doppelbindung - ausgehend vom Methylende des Moleküls - am dritten Kohlenstoffatom anzutreffen ist.(2) Durch eine Reihe von Enzymreaktionen wird die 18:3-PUFA (ALA) zunächst in EPA und schließlich in DHA umgewandelt. Beide gelten als bedingt essentiell, da der Organismus sie selbst synthetisieren kann. Während jedoch die vermehrte Zufuhr von ALA zu einem signifikanten Anstieg der EPA-Konzentration im Gewebe führt, gilt dies nicht für DHA.(3) Unter bestimmten Bedingungen kann der Bedarf an DHA jedoch die Syntheserate bei weitem übersteigen, so dass eine Supplementation erforderlich wird.

Wirkungsmechanismen

EPA und DHA konkurrieren mit Arachidonsäure (AA) um das Enzym Zyklooxygenase. Durch die Zyklooxygenase der Thrombozyten wird EPA in Thromboxan A3 (TXA3) umgewandelt. Im Unterschied zu Thromboxan A2 (TXA2), das aus AA unter Einwirkung der Zyklooxygenase gebildet wird und stark vasokonstriktorisch wirkt, weist TXA3 eine sehr schwache vasokonstriktorische Wirkung auf. Im Endothel dagegen entsteht aus EPA Prostazyklin I3 (PGI3). PGI3 ist ein ebenso starker Vasodilatator und Inhibitor der Thrombozytenaggregation wie Prostazyklin I2 (PGI2), das aus AA gebildet wird. Der Nettoeffekt eines erhöhten EPA:AA-Quotienten der Nahrung besteht daher in einer relativen Vasodilatation und einer Hemmung der Thrombozytenaggregation.(2) EPA führt zur Bildung von Leukotrienen der 5er-Serie, die nur schwach chemotaktisch wirken. Von einer relativen Verminderung der Chemotaxis wäre eine antiatherogene Wirkung zu erwarten. Fischöl hemmt die Triglyzeridsynthese in der Leber und vermindert auf diese Weise sowohl die VLDL- (Very Low Density Lipoprotein) als auch die Triglyzerid-Konzentration. Da VLDL eine Vorstufe von LDL darstellt, ist bei Patienten mit Hypertriglyzeridämie nicht selten eine Abnahme des LDL-Cholesterins zu beobachten. Bei Patienten mit Hypercholesterinämie scheint Fischöl den Cholesterin-Plasmaspiegel dagegen nicht zu senken.(4,5)

Klinische Indikationen

Arrhythmien

In mehreren Tierstudien beobachteten McLennan et al., dass die Verabreichung von mit Thunfischöl (einer n-3-PUFA) angereichertem Futter zu einer signifikanten Abnahme der Inzidenz und des Schweregrades von Arrhythmien führte und dass sich auf diese Weise das Auftreten von Kammerflimmern bei Verschluss oder Reperfusion der Koronararterien verhindern ließ. Die Studien ergaben zudem, dass eine Ernähung mit hohem Gehalt an gesättigten Fettsäuren den Schweregrad von Arrhythmien signifikant erhöht.(6-8) Koronare Herzkrankheit Die positiven Wirkungen von Fischöl auf die koronare Herzkrankheit (KHK) sind seit mehr als zwanzig Jahren Gegenstand der medizinischen Forschung. Dies gilt insbesondere seit der richtungweisenden Studie, in der eine ungewöhnlich niedrige kardiovaskuläre Mortalität bei den Grönland-Eskimos festgestellt wurde.(9) Fischöl hat wichtige Auswirkungen auf den Stoffwechsel. So hemmt es u.a. die Thrombozytenaggregation und senkt den Triglyzeridspiegel im Serum, was für die Prävention der KHK von Bedeutung sein könnte. In einer prospektiven Studie an europäischen Männern wurde eine umgekehrte Korrelation zwischen dem Verzehr von fettem Fisch (nicht jedoch von magerem Fisch oder Fisch insgesamt) und der 20-Jahres-KHK-Mortalität beobachtet.(10) Auch konnte nachgewiesen werden, dass Fischöl beim Menschen den Triglyzeridspiegel im Serum senkt.(11) Allerdings wurden die betreffenden Untersuchungen mehrheitlich an Männern durchgeführt. In einer neueren Studie wurden die Wirkungen einer Nahrungsergänzung mit 3-n-Fettsäuren, insbesondere mit Fischöl, bei postmenopausalen Frauen mit und ohne Hormonsubstitutionstherapie (HRT) untersucht. Unabhängig von der Hormonsubstitution senkte die Supplementation mit Fischöl die Triglyzeridkonzentration im Serum signifikant um durchschnittlich 26 Prozent, ohne andere Lipidparameter zu beeinflussen. Die damit verbundene Verminderung des KHK-Risikos bei postmenopausalen Frauen wurde auf 27 Prozent geschätzt.(12) Eine Studie von Thomas et al. spricht dafür, dass neben der Fischöl-Supplementation auch der Trainingszustand den postprandialen Triglyzeridspiegel entscheidend beeinflusst. Ein körperliches Training von sechzig Minuten Dauer senkte in Verbindung mit einer Fischöl-Supplementation den Triglyzeridspiegel im Plasma um 33 Prozent. Es wurde vermutet, dass Fischöl durch seine Wirkung auf die Insulinfreisetzung die Aktivität der Lipoproteinlipase hemmt.(13)

Krebs

Die Ergebnisse epidemiologischer, experimenteller und pathophysiologischer Studien sprechen dafür, dass Entstehung und Progression verschiedener Krebserkrankungen beim Menschen durch n-6-PUFAs gefördert und durch n-3-PUFAs (insbesondere durch Fischöle) gehemmt werden.(14,15) Zudem konnte nachgewiesen werden, dass der tumorhemmende Effekt von EPA hauptsächlich eine Folge von dessen supprimierender Wirkung auf die Zellproliferation ist, während die Wirkung von DHA auf dessen Fähigkeit zur Induktion von Apoptosen zu beruhen scheint.(16,17) Hauptfaktor für den tumorhemmenden Effekt der n-3-PUFAs ist allem Anschein nach weniger die zugeführte Quantität als vielmehr das Verhältnis von n-3- zu n-6-Fettsäuren in der Nahrung. Der günstigste Quotient dürfte dabei im Bereich von 1,8-1,9 liegen.(16) Auch wurde beobachtet, dass eine EPA- und DHA-Supplementation in Form von Fischöl das Wachstum und die Metastasierung von Brust- und Dickdarmkrebs supprimiert.(18,19)

Kognitive Funktionen

Im Verlauf des dritten Trimenons und der frühen Postnatalphase, wenn das Gehirnwachstum am schnellsten verläuft und am empfindlichsten auf ernährungsbedingte Mangelzustände reagiert, kommt es zu einem raschen Anstieg der AA- und DHA-Konzentration im menschlichen Gehirn. Eine inverse Korrelation besteht insbesondere zwischen postnatalem DHA-Mangel einerseits und Sehschärfe, Entwicklung des Nervensystems und Verhalten andererseits. Bei adäquater Ernährung der Mutter reichen die in der Muttermilch enthaltenen Mengen an langkettigen PUFAs (einschließlich DHA) in der Regel aus, um den bestehenden Bedarf zu decken. Eine Studie zum DHA-Gehalt der Muttermilch bei Frauen in Pakistan und in Holland ergab signifikant niedrigere DHA-Werte bei den Probandinnen in Nordpakistan, wobei die ermittelten Werte direkt mit dem geringeren Fischverzehr korrelierten.(20) Gegenwärtig ist auch umstritten, ob Säuglingsnahrung, die nur Linolsäure und Alfa-Linolensäure enthält, die Entwicklung des Gehirns in ausreichendem Maße unterstützt.(21)

Depression

In mehreren Beobachtungsstudien erwiesen sich niedrige n-3-PUFA-Konzentrationen als prädiktiv für Impulsivhandlungen und einen höheren Schweregrad von Depressionen.(22,23) Dopaminerge und serotonerge Funktionen im frontalen Cortex scheinen von der Fettsäurezusammensetzung der Nahrung abzuhängen. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen n-3-Mangel und katecholaminergen Störungen bei Depressionskranken.(24) Im Rahmen einer jüngeren Studie konnte in den Erythrozytenmembranen von depressiven Personen signifikant niedrigere Konzentrationen von EPA und DHA sowie der n-3-Fettsäuren insgesamt nachgewiesen werden als bei der Kontrollgruppe.(25)

Diabetes mellitus

Bei Ratten, die Futter mit hohem Anteil an Fischöl und niedrigem n-6/n-3-PUFA-Quotienten erhielten, blieb die Insulinwirkung unbeeinträchtigt. Enthielt das Futter dagegen einen hohen Anteil an gesättigten und einfach ungesättigten Fetten, so führte dies zu einer ausgeprägten Insulinresistenz in zahlreichen Geweben. Dasselbe gilt für Futter mit hohem Gehalt an Omega-6-PUFAs.(1) In ähnlichen Studien von Storlien et al. wurde durch die Zufuhr von 5-10 Prozent der Nahrungsenergie in Form von Fischöl sogar bei sehr fettreicher Ernährung die Glukoseaufnahme beschleunigt und die Erhaltung des normalen Glukosestoffwechsels gefördert.(26) Noch größere Relevanz kommt der Tatsache zu, dass Fischöl die Glykogenspeicherung beschleunigt und deshalb selbst in Situationen erhöhter Fettsäureoxidation eine vermehrte Glukoseaufnahme in die Skelettmuskulatur ermöglicht.(27) Fischöl verstärkt die Sekretion von Insulin durch den Einbau von n-3-Fettsäuren in die Plasmamembran. Dies geschieht in Konkurrenz mit der Bildung von AA, so dass die AA-Konzentration in der Plasmamembran abnimmt. Die Folge ist eine geringere Produktion von Prostaglandin E2, das wiederum die Bildung von cAMP als bekanntem Stimulans der glukoseinduzierten Insulinsekretion supprimiert. Auf diese Weise fördert Fischöl die Insulinsekretion in den Betazellen des Pankreas und die Regulation des Blutzuckers.(28) Bei Diabetikern sollte die Wirkung von Fischöl auf die Blutlipide evaluiert werden. Eine randomisierte Studie an 41 Typ-1-Diabetikern ergab, dass die Zufuhr von 15 g Fischöl pro Tag einen statistisch signifikanten Anstieg des LDL-Cholesterins bewirkte.(29) Dazu muss jedoch angemerkt werden, dass die in dieser Studie verabreichte Dosis von 15 g Fischöl pro Tag im Vergleich zur durchschnittlichen therapeutischen Dosis von 5 g/die sehr hoch war.

Rheumatoide Arthritis

Klinische und biochemische Studien dokumentieren, dass Fischöl - und in geringerem Grade auch Fisch - als Quelle für n-3-Fettsäuren zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis herangezogen werden kann. EPA und DHA reduzierten in diesen Studien die Eicosanoide und die proinflammatorischen Zytokine. Nach zweiwöchiger Ernährung mit hohem Gehalt an Omega-3-Fettsäuren war die Synthese von Interleukin-1 um 20 Prozent zurückgegangen. Nach vier Wochen war diese Wirkung noch ausgeprägter. Die Synthese von Tumornekrosefaktor-Alpha ging im Rahmen dieser Ernährung innerhalb von 2 Wochen um 40 Prozent zurück. Nach vier Wochen war keine signifikante Veränderung erkennbar.(3)

Weitere therapeutische Erwägungen

Andere Studien belegen den erfolgreichen Einsatz von Fischöl in der Behandlung von akutem Atemnotsyndrom, Psoriasis, Multipler Sklerose und Dysmenorrhoe.(30-33)

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